7 Lektionen aus 2 Jahren Weltreise

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 1 – Mache Stress zum Feind…

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Als ich auf meiner Reise war, war ich öfter im Stress als ich es jemals erwartet hätte. Entweder lief das Visa ab, oder ich musste einen Flug erwischen, oder rechtzeitig irgendwo anders sein. Wenn ich im Stress war konnte ich die Reise nicht genießen. Auf dem Weg nach Bali, habe ich Java, die größte indonesische Insel, in drei Tagen durchquert. Ich weiß nicht einmal mehr wo ich geschlafen habe.

Den meisten Stress habe ich mir dabei selbst gemacht.

Im Jahr 2007 stellte sich ein Kerl mit einer Violine an eine Metrostation in Washington. Es war früh am Morgen und Berufsverkehr. Über 1000 Menschen liefen in den 45 Minuten vorbei, in denen er spielte. Eine handvoll Passanten hielt an, einige warfen ein wenig Kleingeld in seinen Violinenkoffer.

Der Musiker war Joshua Bell, einer der besten Musiker der Welt, er spielte auf einer Stradivari, die über 3.000.000 Dollar wert war.

Keine Sau hat es bemerkt.

Das ist was Stress macht. Stress raubt uns die Schönheit des Moments. Wer gestresst ist, ist weniger hilfsbereit. Wenn du gestresst bist, bist du nicht du selbst.

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2 – Sei präsent statt produktiv

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Ein Grund für den vielen Stress mag unser Produktivitätswahn sein: Ein voller Kalender taugt als Statussymbol so gut wie ein Porsche.

“Hast du David letztens mal wieder gesehen?”

“Nein, der ist so beschäftigt”

„Wow. David hat’s drauf!“

Aber David verpasst Joshua Bell.

Als ich zurück kam war ich die ersten Wochen damit beschäftigt Freunde wieder zusehen. Einmal musste ich ein Treffen absagen und habe gefragt, wie denn die nächste Woche aussehen würde. Die Antwort:

“Schlecht, aber in drei Wochen hätte ich Zeit.”

How we spend our days is, of course, how we spend our lives.

Annie Dillard

Wenn wir der Produktivität folgen, rennen wir stets der Ziellinie entgegen. Für anderes ist keine Zeit. Aber weißt hinter der Ziellinie wartet? Nichts. Da wartet der Tod.

Deswegen baue dir Orte der Stille ein. Gehe spazieren ohne ein Ziel zu haben. Setze dich an einem Bach und höre ihm zu. Alles ist faszinierend, wenn du nichts findest, dann schaue genauer hin. Nimm dir die Zeit gutes Wetter, ein gutes Glas Wein oder eine gute Unterhaltung wirklich zu genießen. Das sind die Momente, die das Leben ausmachen und nicht nur Punkte auf der To Do Liste.

Ich sage nicht, wir sollten nur noch in den Tag hinein leben und alle Ziele über Bord werfen. Bestimmt nicht. Aber ich sage wohl, dass wir die Balance überdenken müssen.

3 – Sei großzügig. Es ist umsonst

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Es ist so einfach ein Kritiker zu sein.

Menschen und Idee zu loben, das braucht Größe. Dabei ist es genau das, was jeder Mensch braucht: Anerkennung. Gesehen zu werden. 

Glaubst du, es fällt deinem Bäcker leicht mitten in der Nacht aufzustehen und deine Brötchen zu backen? Glaubst du, es ist der große Traum der Kellnerin dir dein Essen zu bringen?

Nein. Es ist hart.

Wir haben den Irrglauben, dass wir mit Geld alles abgelten können. Dabei hilft Geld gar nichts. Wir sind Menschen, was wir brauchen sind Gesten: Ein Lächeln, ein paar warme Worte, wenigstens ein verfluchtes „Danke“.

Gehe verschwenderisch damit um!  Ein Lächeln kostet nichts, kann aber jemand anderem den Tag versüßen.

In Osttimor, dem zweitärmsten Land Asiens (vor Afghanistan) wurde ich bei jedem(!) Regenschauer auf einen Kaffee eingeladen. So weit wollte ich gar nicht gehen.

Aber ein wenig mehr Großzügigkeit macht nicht nur das Leben der anderen besser, sondern vor allem dein eigenes. 

4 – Beziehungen sind pures Gold

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Während meiner Reise lauschte ich immer gespannt den Menschen, die ihr Leben anders lebten. Den Auswanderern, den Langzeitreisenden, den Vagabunden, den Menschen am Rande der Gesellschaft.

Es lief immer auf das gleiche hinaus: Hatten sie gute Beziehungen und ein intaktes Umfeld waren sie glücklich. Hat das gefehlt, dann nicht. Es war egal ob sie im Paradies wohnten, dem besten Job der Welt nachgingen oder mit den schönsten Menschen schliefen.

Gute Beziehungen sind Voraussetzung für ein gutes Leben.

Als ich durch Australien fuhr sah ich oft tagelang keine Menschen. Es hungert dich aus. Die Tante im Roadhouse habe ich erstmal völlig weggetextet. Sie schien es gewohnt zu sein, anderen ging es wohl ähnlich.

Die Universität in Harvard führt das längste Experiment zum menschlichen Glück durch. Über 75 Jahre hinweg wurden die Menschen genau untersucht. Das Ergebnis: Nichts macht uns so glücklich, wie intakte Beziehungen.

Die Forscher fanden gar heraus: Die gesündesten 80 jährigen hatten mit 50 die besten Beziehungen.

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5 – Ein Job ist nicht mehr als ein Job

Ich habe meinen Frieden mit der Arbeit geschloßen. Ich glaube sogar mir dem Angestellten Dasein. Ich dachte ein Job ist vor allem zur Selbstverwirklichung dar. Das ist eine Erfindung. In Wirklichkeit ist ein Job da um Rechnungen zu zahlen und zu nichts mehr. Und vielleicht noch um an der Weihnachtsfeier die Sau rauszulassen.

Gerade habe ich einen Traumjob. Es ist zwar nur ein Experiment für ein paar Monate, denn es gibt keine Bezahlung, aber dafür mache ich genau das was ich will. Ein Buch schreiben und an diesem Blog arbeiten. Das ist ein Traum, aber trotzdem nervt es mich oft genug. Dann habe ich einfach keine Lust. Aber so ist das nun mal mit Jobs.

Ich glaube man muss sich mit seinem Job einfach arrangieren.

Womit ich mich allerdings niemals arrangieren werde ist die 40 Stunden Woche. Mit Überstunden.

Wer 40 Stunden arbeitet, verpasst das Beste im Leben.

Wer 40 Stunden arbeitet, ist im Büro während seine Kinder aufwachsen.

Reduziere. Arbeite weniger.

Aber ich brauche die Kohle!

Bullshit. Es gab Zeiten, da hast du weniger gehabt und bist auch über die Runden gekommen. Es ist meistens so, dass sich der Lebensstandard mit dem Einkommen anpasst. Am Ende bleibt nichts übrig. Egal ob du 1.000€ verdienst oder 5.000€.

Das ist kein Naturgesetz!

Es gibt Dutzende Wege Geld zu sparen, ohne an Lebensqualität einzubüßen.

Wenn ich mit etwas neues kaufe, dann sehe ich daran kein Preisschild in Euros sondern die Stunden meiner Lebenszeit, die ich aufwenden muss um dieses Ding zu bekommen.

Ist eine neue Drohne 12 Stunden meines Lebens wert? Nein.

Diese 12 Stunden nutze ich lieber um bei einem Freund vorbei zu schauen, oder spazieren zu gehen oder ein gutes Buch zu lesen.

Kennst du Jose Mujica? Den ehemaligen Präsidenten Uruguays? Er galt als der ärmste Präsident der Welt und er hat dir was zu sagen:

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6 – Die Welt ist was du daraus machst

My experience is, what i agree to attend to. Only those items which I notice shape my mind.

William James

Ich mach‘ mir die Welt – Widdewidde wie sie mir gefällt

Pipi Langstrumpf

Es liegt an uns selbst in welcher Welt wir leben.

Wir können den Nachrichten und Zeitungen glauben, die uns weiß machen wollen, dass die Welt vor die Hunde geht. Wir können wählen in Angst vor Terror zu leben, schließlich wurden schon wieder ein paar Terrorverdächtige irgendwo festgenommen.

Wir können aber auch wählen unsere eigenen Erfahrungen zu machen und dafür braucht es keine Weltreise. Dafür braucht es nur offene Augen und gespitzte Ohren. 

Die unzähligen Gesten der Menschlichkeit schaffen es weder in die Zeitung noch in die Nachrichten, dabei halten gerade tausende Menschen anderen die Tür auf. Tausenden Omis wird gerader ein Platz in der Ubahn angeboten.

Wir sind nur Menschen. Wir müssen lernen wie die Welt funktioniert.

Es gab noch keine Generation, die mit Internet geboren und gestorben ist. Vor 40 Jahren schien es undenkbar, dass wir das Klima beeinflussen können.

Es gibt eine Menge zu tun und vieles liegt im Argen, aber wir dürfen nicht den Glauben an uns Menschen verlieren. Denn damit tun wir all denen Unrecht, die sich aufopfern, diese Welt besser zu machen. Wir können nur Mahatma Ghandi gerecht werden, in dem wir selbst die Welt verkörpern in der wir leben wollen und mit gutem Beispiel voran gehen.

7 – Superpower: Achtsamkeit

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Ich verrate dir jetzt etwas:

Ich habe mein ganzes Leben lang darauf gewartet, dass mein Leben endlich anfängt.

Wenn ich erstmal studiere, dann…

Wenn ich erstmal einen Job habe, dann…

Wenn ich erstmal auf Reisen bin, dann…

Wenn ich erstmal auf der nächsten Reise bin, dann..

Ich war stets auf der Suche nach dem nächstbesten Moment. Selbst während ich meinen großen Traum „Motorrad Weltreise“ lebte, war ich gedanklich schon am Planen was als nächstes kommen würde. Und wenn ich nicht plante, dann sorgte ich mich eben.

Was, wenn ich den Flug verpasse…?

Was, wenn das Motorrad kaputt geht…?

Was, wenn das Wetter schlechter wird…?

Ich sorgte mich um so vieles, kaum etwas ist eingetreten.

Egal ob ich plane, oder mich sorge. Ich bin nicht da. Ich bin mental in der Zukunft.

Ich war nur in der Gegenwart und „da“, wenn die Erlebnisse zu krass waren, um sie zu ignorieren. Und genau deswegen ging ich schon immer reisen, weil ich süchtig war nach diesen Momenten – Das waren die Momente in denen ich am Leben war.

Nur, wenn ich gerade nicht im Himalaya herumfuhr, oder mein Bike im Iran den Geist aufgab, oder ich auf der Gibb River Road rumheizte – dann war alles wie immer.

Aber hier kommt das Fatale:

Diese „High-Momente“, wie Weltreisen oder Hochzeiten oder durchgefeierte Wochenenden oder wilde Liebesaffären machen nur einen verschwindend geringen Teil aus – Das Leben besteht hauptsächlich aus langweiligen Wochentagen.

Vor meiner Reise war meine Strategie einfach so viele intensive Momente zu durchleben, wie nur möglich. Aber das stumpfte mich nur ab und ich lebte für eine vermeintlich glorreiche Zukunft auf Kosten der Gegenwart. Nur das meine Gedankenmuster selbst die glorreichste Zukunft sabotierten.

Das bedeute: ich könnte niemals länger als ein paar Augenblicke glücklich sein.

Fuck!

Ich würde immer auf der Jagd sein. Und selbst wenn ich mein Glück fangen würde, würde ich nicht einmal wissen, was ich damit anfangen sollte.

Wer ein gutes Leben führen will, muss nicht nur lernen seinen Frieden mit den Wochentage schließen, er muss sie lieben lernen.

Sam Harris schreibt in seinem Buch “waking up”:

Wie aufmerksam wir im gegenwärtigen Moment sind, bestimmt die Qualität unserer Erfahrungen und daher die Qualität unseres Lebens.

Achtsamkeitsmeditation ist der größte Hebel, den ich gefunden habe um Lebensqualität nachhaltig zu steigern. Wenn du die Schönheit der Wochentage und der Zeit zwischen den Wellen begreifen möchtest, das ist der Weg.

Aber Meditation ist doch Esoterik Schrott?! Das dachte ich auch in 29 von 30 Jahren meines Lebens. Ich habe dazu auf Healty Habits einen Artikel geschrieben: Der Meditationsguide für Skeptiker. Zieh ihn dir rein.

Und wenn du dir denkst? Was faselt der Typ von wegen Schönheit der langweiligen Montage – Richtig geil ist nur Ibiza! Schau dir dieses Video an.

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11 Kommentare

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  1. Dirk

    Hey Stefan,
    super, einfach super. Man kommt sich so schuldig vor, seinem Leben nicht sofort eine Wendung zu geben. Und die Videos – alte (im Sinne von lebenserfahrene) Menschen, die die Wahrheit sprechen. Einfach unschlagbar.

    Vielen Dank!
    Dirk (meine Frau wird dich noch verfluchen)

  2. Evi

    Hallo Stefan, ich kann dir nur Recht geben. Nach meinem Winterurlaub Seefeld werde diesen Bericht meinem Mann zeigen, der soll auch mal zu sich kommen und wissen was Sache ist haha :D. Danke für deine wahren Worte. LG

  3. Gerd Schwab

    Gerd
    Mann, du schreibst wirklich wie Meister Yoda :-) Tut gut es zu lesen und sich wieder mal zu spiegeln. Das mit dem Job würd ich aber nicht so unterschreiben wollen. Ich mach meinen gerne, ich hab auch das Gefühl was sinnvolles zu tun und zu bewirken.

    Passt natürlich nicht für jeden und leider kann sich nicht jeder alles selbst aussuchen, aber es gibt viele die es könnten und es aber aus Angst nicht machen – und das ist dann verschwendete Lebenszeit.

    viele Grüße Gerd

  4. Michi

    Lieber Stefan,
    herzlichen Dank für das wundervolle Buch „Goodbye Lehmann“. Ich habe es vor kurzem zum ersten Mal gelesen und kann vieles von meiner eigenen Lebensreise darin erkennen, obwohl ich nicht mit dem Motorrad um die Welt gefahren bin.
    Ich freue mich für dich, dass du Meditation als Weg zu innerer Ruhe gefunden hast. Es ist schon interessant, was wir in unserer Gesellschaft alles lernen müssen (Fachwissen usw.), aber dass uns auf dem „normalen“ Weg, nie jemand beibringt, wie wir uns mit uns selbst beschäftigen.
    Erlaube mir noch ein paar Gedanken zu deiner Lektion 5. Wenn man sich überlegt, wie viel Zeit und Energie, wir in unsere Arbeit stecken müssen, um genügend Geld zu verdienen, dann finde ich es auch angebracht, sich zu fragen, „Was leiste ich mit meiner Arbeit?“ Bringt mich meine Arbeit meinen Zielen näher? Dient meine Arbeit meinem Wohle? Dient meine Arbeit dem Wohle aller?
    Für mich ist es wichtig, sich solche Fragen zu stellen und für mich ist es auch wichtig einer Arbeit nachzugehen, hinter der ich einen Sinn sehe. Das hat noch lange nichts mit Selbstverwirklichung zu tun. Ich möchte einfach nur, mit meiner Lebenskraft und meiner Arbeitskraft einen kleinen Teil zum Wohle der Welt beitragen. Das ist meine Einstellung zur Arbeit.
    Alles gute und viele Grüße
    Michael


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