Meine 3 größten Fehler

3 Fehler

Wer hätte gedacht, dass diese Reise so gut verläuft? Ich sicher nicht! Selbst meine besten Freunde haben nicht daran geglaubt. Nun sitze ich vergnügt am Laptop und habe sogar noch 10 Finger, um in die Tasten zu hauen. Eine perfekte Gelegenheit über die größten Fehler dieser Reise zu schreiben:

Fehler I: Gepäck – viel zu schwer!

Jeder, der jemals mit dem Motorrad irgendwo hin gereist ist, schreibt das Gleiche: Nimm weniger Zeug mit! Ich habe mir geschworen meine Yamha Tenere wird kein fahrender Panzer… Naja.

Überpackt im Himalaya

Überpackt im Himalaya

Unterwegs habe ich außerdem noch entdeckt, dass ich Schotterstraßen liebe. Mit vollbeladenem Motorrad, ging das auch, aber es ist beschwerlich, nimmt viel Spaß und geht auf das Material – Gepäck nervt!

So lies ich wie Hänsel und Gretel eine Spur zurück. Nur waren es keine Brotkrummen, sondern Elektronikgeräte, Campingequipment und Klamotten. Die gute Tenere wurde leichter und leichter.

Aber wo kannst du Gewicht sparen?

Zu viel Klamotten!

Für kalte Abschnitte braucht es warme Klamotten. Das ist in Ordnung, denn du trägst sie auf dem Körper. Das letzte mal kalt war es im Himalaya in Indien. Meine Thermoklamotten habe ich bis nach Bali geschleppt! Erst dann traten lange Unterhosen und Thermohandschuhe ihren Heimweg an. Auf dem Motorrad ist jeder Kubikmilimeter wertvoll, heute würde ich sie direkt nach hause schicken. Falls ich nochmal in die Verlegenheit der Kälte gekommen wäre, hätte ich mir eben einen warmen Pulli gekauft. 

Zu schweres Camping Equipment!

Mein Zelt war für eine Person viel zu groß und schwer. Nächstes mal würde ich mir definitiv ein kleineres Motorrad Zelt zu legen. Zu Beginn hatte ich noch ein Tarp dabei – das ging sogar schon nach 3 Wochen heim! 

Tipps zum Motorrad Camping >>>

Kennst du schon unseren Weltreise Laden? >>>

Zu viel Elektronik!

Ich startete in diese Reise mit einer Drohne, einer Spiegelreflexkamera mit 2 Objektiven, einem großen Stativ und einer GoPro mit diversem Zubehör. Unterwegs ist die Drohne abgestürzt, die GoPro hing dran, das Stativ ging mir so auf die Nerven, dass es jetzt in einem Hostel in Thailand seine letzten Tage verbringt und die Objektive habe ich nach Hause geschickt.

Wir hatten vor einen Film zu produzieren, aber das war leichter gesagt als getan: Absteigen, Kamera aufbauen, aufsteigen, filmen, absteigen, fotografieren, es ist soviel Arbeit! In Indonesien habe ich dann wenigstens eine Zeit lang Vlogs produziert. Selbst diese Videos, in die ich viel Zeit und Liebe investiert habe, sind schlechter angekommen als stinknormale Reiseberichte (siehe: lohnen Vlogs für einen Blog?). 

Falls du ähnliche Pläne hast, dann frag dich, ob du tatsächlich das Wissen und die Geduld hast es in die Tat umzusetzen. Das Reisefilme ein (kommerzieller) Erfolg werden können, zeigen Daniel Rintz, Felix Starck, oder Erik Peters. Es ist aber verdammt viel Arbeit! 

Für alle anderen und für mich gilt weniger ist mehr. Die Drohne kann zuhause bleiben und Kompaktkameras sind mittlerweile so gut, dass ich keine Spiegelreflexkamera mehr mit auf reisen nehmen würde.

Sparen bei elektronischen Geräten hilft auch beim nächsten Punkt.

Fehler II – Geld

Ich bin bis nach Australien mit erspartem gefahren (wie viel das war? Hier stehts), dort habe ich dann mit einem Work & Travel Visum gearbeitet. Am Ende des Ersparten war meine Lage ziemlich heikel und so saß ich in Australien mit 147€ auf dem Bordstein bevor ich einen Job gefunden habe – nicht cool! Mehr Geld wäre nicht nötig gewesen, besser wäre es gewesen das vorhandene Geld besser zu managen.

Der €€€ Report

Natürlich hätte ich schon 2000€ nur bei der Technik sparen können, aber wo hätte es außerdem besser laufen können?

Mit Scheinen geworfen, wie ein Festangestellter!

Ich war der glücklichste Reisende der Welt, denn Ich hatte insgesamt 6 mal Besuch auf meiner Reise! Überragend! Über jeden einzelnen habe ich mich sehr gefreut und einige davon haben mich vor dem Wahnsinn bewahrt. Dennoch, es war richtig teuer!

Villa mit Pool...

Villa mit Pool…

Meine Freunde kamen um ihren Jahresurlaub abzufeiern; gestresst von 40h Stunden Woche und  mit platzendem Bankkonto strandeten sie irgendwo in einem tropischen Paradies. Ich hatte es mir vorgenommen mein Ausgabenlevel beizubehalten, wir hatten auch darüber gesprochen. Hat es funktioniert? Haha, nicht im Ansatz! In Besuchszeiten habe ich meist ein Vielfaches ausgegeben: fein essen, Bier, Party, Bier, und so weiter. Hier hätte ich wahrscheinlich disziplinerter sein sollen (witzig war es trotzdem). Es ist allerdings ein schwieriger Punkt und auf Besuch wollte ich nicht verzichten.

Unterwegs arbeiten

Vor kurzem war ich auf einem Canyoning Trip in den Alpen. Dabei geht es darum einen Gebirgsbach zu bezwingen. Das Wasser ist eisig, aber du bekommst einen dicken Neopren Anzug, ein Riesenvergnügen! Während wir uns nun abseilen und von Klippen springen, denke ich mir: ich wäre auch gerne einmal Tourguide gewesen! Muss ja nicht canyoning sein, hätten auch Kayak oder Mountainbike oder Pubcrawls sein können. Sicher kein Job für immer, aber für eine Weile. Weißt du warum ich es nie gemacht habe? Weil es schlecht bezahlt ist!

Auf meiner Reise hätte ich leicht so einen Job annehmen können! Oder in einem Hostel. Oder sonst irgendjemandem bei irgendwas helfen. Aber ich habe es nicht gemacht, denn es hätte sich finanziell nicht gelohnt. So habe ich mir darüber nicht einmal mehr Gedanken gemacht.

Was für ein Quatsch!

Es hätte mir nicht nur Pausen verschafft (siehe nächster Punkt), nein, ich hätte sicherlich für freie Unterkunft arbeiten können. Klar sind Unterkünfte in Asien nicht besonders teuer, aber auf Weltreise (ohne Einkommen!) ist es dennoch ein großer Teil deiner Ausgaben. 

Fehler III – Zeit

Vielleicht denkst du, wenn du dich auf den Sattel schwingst, den Motor zündest, und immer Richtung Horizont fährst, dass du alles hinter dir lässt. Das stimmt, zum Großteil. Nur du selbst bist auch mit an Bord. Insbesondere was sich zwischen deinen Ohren befindet lässt sich nur schwer abstellen: Gedankenmuster und Konditionierungen sind dein treuer Begleiter auch wenn das Abo der Tageszeitung zurück bleibt.

Nimm unser Zeitmanagement: Wir werden darauf abgerichtet so effizient wie möglich zu sein,immer beschäftigt, nie faul. Super für eine Ellenbogengesellschaft, unnütz auf Reisen! Ich konnte es oft nicht abstellen.

Zu viele Deadlines

Ich habe viel zu oft Deadlines gejagt.Ein Visum lief ab, Besuch stand an, Geld ging aus, Ein Flug war gebucht.

Zu wenig Pausen

Es war irgendwo auf Java in Indonesien, da bemerkte ich, dass ich nicht wusste wo ich bin. Ich kannte den Ort nicht. Und wo ich die Nacht davor verbrachte? Keine Ahnung! Es war schön, mit Surfen und Wellen und Kokosnüssen und Strand, aber der Name? Absolut keine Ahnung.

Wo das war? Keine Ahnung..

Wo das war? Keine Ahnung..

Oftmals habe ich einfach zu viel gewollt und war zu lang am Stück unterwegs. Unser Gehirn ist nicht darauf ausgelegt soviel Erlebtes zu verarbeiten.

Viele Reisende erwischt es nach 6 Monaten Reisen und dann kommt es immer wieder. Das einzig probate Gegenmittel ist es langsamer zu reisen. Vielleicht sogar nach Hause gehen für eine Weile, dem Gehirn Zeit geben und dann wieder neu angreifen.

Fazit

Der größte Fehler wäre es gewesen nicht loszufahren. Und all die großen und kleinen Fehler wiegen verschwindend gering, im Vergleich zu den Trillionen an Erlebnissen und Erfahrungen. Für meine nächsten Reisen weiß ich einiges besser, was nur bedeutet, dass ich andere Fehler machen werde. Das gehört dazu und ich freue mich drauf!

 




  1. Jörg

    langsamer Reisen: nach 30 Jahren Motorradurlaubsreisen das erste mal zu Fuß los
    Schritt für Schritt. Ab Haustüre 8 Wochen nur laufen und auch Tanzen gewesen. Fernwandern. Tips: Ultraleicht Minimalausrüstung und Kleidung 4-9 Kg, UL Daunenschlafsack 0-5 Grad Komfortbereich, 2-3 Liter Trinksystem im Rucksack, schnelltrocknende Unterwäsche/ Socken die nach dem Waschen schnell einsatzbereit ist- 1Satz am Körper, einer gewaschen am Trocknen, 2 brusthohe Holzstecken in den Händen zum Vorwärtsfliegen und für die Traktion offroad, sich eine Woche Zeit geben ans Wandern zu gewöhnen, erste Etappen kurz halten 2- 10 Km am Tag.

  2. DR

    Übernachtung Beispiel Leichtgewicht:
    – Zelt MSR Hubba HP/NX – Einpersonenzelt, freistehend, Sitzhöhe, 1,3/1,1kg;
    – Isomatte Thermarest NeoAir Xlite kleine Version 236?g – wenn Kopf bis Knie draufpassen reicht das auch bei 1,90 – für weiter unten kann man die Motorradjacke nehmen;
    – Schlafsack Daune, groß, 2-0°C, 550g – Cumulus empfehlenswert, mein nicht mehr produzierter Ajungilak Sphere Spring hat immer ausreichende, treue Dienste geleistet
    – Seiden-Inlet – es lohnt, die etwas teurere Rip-Stop-Variante zu wählen
    -> In Summe keine 2kg respektive ungefähr 2kg

    Foto:
    – Canon G15 oder ähnlich
    – MagFilter-Adapter + Polfilter
    – evtl. ein Leichtgewichtstativ Slik Sprint Mini II – es findet sich aber meist auch etwas anderes zum Improvisieren
    -> wer nicht wirklich professionell Fotos/Videos ins Rennen bringen will, ist mit einer kleinen, universellen, leichten Minimalausrüstung immer besser bedient als mit unnötig viel und zu schwerem Plunder bei dem man nicht nur ständig rumpackt und das Mehrgewicht in haarigen Situationen verflucht, sondern auch noch Sorgen hat, daß das Zeug geklaut werden könnte

    usw. und so fort…

    So wenig wie möglich. So viel wie WIRKLICH nötig…

  3. Timo

    Ich war dieses Jahr 5 Monate unterwegs. Gerade befinde ich mich wieder auf Jobsuche : ) Dieser Reiseblog hat mich dazu gebracht diesen Weg zu gehen (danke Stefan).
    Im Winter, als es kalt und matschig war oder in Arbeitspausen las ich diesen Blog… das wirkte motivierend und nahm mir die Angst mal einen anderen neuen Weg zu gehen. Dieser Reiseblog ist eine gute Anleitung, fast wie eine Schere um seine Verknüpfungen zu lösen.
    Für mich war die Reisezeit eine Zeit mal komplett ohne Sorgen… hab sie alle hier zu Hause gelassen. Keine Gedanken über Job, Geld, Finanzamt, Zukunft…. Ich habe eigentlich sogar ziemlich wenig nachgedacht. Eigentlich habe ich meinen Kopf durchgehend nur mit neuen Eindrücken und Bildern überflutet.
    Ich war doch recht schnell am Reisen mit Bus, Zug, Fähre oder mit lokal ausgeliehenem Roller – tägliche neue Herausforderungen zu meistern – gerade dass hat mich zufrieden gemacht. Mit einem Roller über eine Insel zu düsen, links das blaue Meer, Palmen… oder Durchfall, lange Busfahrten, Hitze, staubige Großstädte.
    Aber nach 5 Monaten hatte ich keine Energie mehr, das war für mich dann auch das Ende.
    Ich glaube, wenn ich weiter gereist wäre dann hätten die neuen Eindrücke die alten einfach überschrieben. Vielleicht eine Art Konsum, der Zeitpunkt wo man nicht mehr bewusst reist. Oder vielleicht beginnt gerade hier das wirkliche Abenteuer, zudem ich nicht mehr den Mut zu hatte.
    Höhepunkte waren die Zeiten, in denen man nette Menschen kennen gelernt hat, die auch noch in die gleiche Richtung reisten! So hatte man als Gruppe eine schöne Zeit.
    Diese Zeit ist aber nur temporär und danach ist man wieder allein mit sich selbst.

  4. Mohs, Rudolf

    Hi Stefan,
    vielen Dank für Deine guten Tipps.
    Nachdem ich letztes Jahr von Deutschland bis nach Jakarta mit dem Motorrad gefahren bin,
    übrigens mit einer KTM 640 (153 kg Leergewicht), starte ich jetzt von Brisbane durch Australien und Neuseeland.
    Muss man wirklich auf der Gregg-Road durch eine Gewässer mit Krokodilen fahren oder gibt es andere Wege und Möglichkeiten?
    Gruß Rudolf


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