Allein, allein.. darum geht es trotzdem weiter!

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Als Fou mir offenbarte, dass er die Heimreise antreten wird, klang das auch für mich sehr verlockend! Wir hatten schließlich fantastische 9 Monate, 18 Länder, unzählige Begegnungen, viele tausend Kilometer. Mein Traum war es den Manali Leh Highway zu fahren und das ist gelungen – ist es nicht genug?

Nach dieser Nachricht habe ich einige schlaflose Nächte verbracht, Pro und Contra Listen geführt und viel mit Freunden gesprochen. Das sind die Fakten:  

Gefahr

Motorradfahren ist ein gefährliches Hobby. Motorradfahren in Süd-Ost Asien ist nocheinmal eine ganz andere Hausnummer. Die Straßen und der Verkehr sind nicht vergleichbar mit europäischem Standard. Ein absolut pragmatischer Grund gemeinsam zu reisen ist, dass man sich im Ernstfall gegenseitig versorgen kann.

Travelhangover

Selbst die schönsten Dinge der Welt nutzen sich ab. Sei es auf Reisen oder Daheim: das Inselparadies,  die Traumstrände, das neue Auto oder die neue Freundin. Irgendwann wird es normal, grau und es ist schwer sich weiter dafür zu begeistern. Das gilt selbst für die schönste Sache der Welt, einer Motorrad Weltreise.

Es ist anstrengend immer weiter zu ziehen – Der ständige Small Talk, das Packen und Kirchen, Moscheen, Tempel oder Pagoden kann ich auch nicht mehr sehen.

Das ist unfair und blöd von mir, denn diese Orte sind schön und wie glücklich kann ich mich schätzen sie besuchen zu dürfen? Nach einigen Monaten ist das Gehirn aber einfach überflutet und voll. Ein wirksames Gegenmittel ist langsam zu reisen. Aber da spielt der folgende Punkt nicht mit.

Reisekasse

Die Reisekasse hat besonders in Thailand extrem gelitten. Buckets wollen bezahlt werden. Von Bangkok, Kuala Lumpur oder Singapur nach Hause zu gehen ist viel billiger als weiter zu fahren. Ich könnte also ohne große Probleme nach Hause gehen und muss keine Kredite aufnehmen oder Schulden machen.

Alleine Reisen

Reisen alleine ist eine Herausforderung und es gibt wenig Gelegenheiten dich weiter aus deiner Komfortzone zu bewegen. Du besuchst unbekannte Orte, schaust nur in fremde Gesichter und bist komplett für dich selbst verantwortlich. Ich hatte diese Erfahrung schon in Südamerika als Backpacker gemacht und sie war toll! Allerdings ist Backpacken anders; Du reist von Touri-Ort zu Touri-Ort und triffst oft auf Gleichgesinnte, die heiß darauf sind neue Bekanntschaften zu machen.

Bei einer Überlandreise sieht das anders aus: wir reisen oft wochenlang ohne ein Bleichgesicht zu sehen und so schön Erfahrungen mit Locals sind, sie sind meist nur von kurzer Dauer. Mit den meisten kann man sich nicht verständigen und selbst wenn Englisch gesprochen wird ist der kulturelle Hintergrund so unterschiedlich, dass es nach den üblichen Fragen schnell wieder vorüber ist.

Es sah also nicht gut aus: alleine reisen und tatsächlich alleine sein, die unberechenbare Gefahr, das sich zu Ende neigende Budget und der Travelhangover sprechen alle eine eindeutige Sprache – ab nach Hause!

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Aber warum ist das so verlockend? In Wirklichkeit ist es weder die Kohle, noch die Reisemüdigkeit und auch nicht die Gefahren. In Wirklichkeit ist es verlockend, weil es EINFACH und GEMÜTLICH ist! Es ist viel gemütlicher gemeinsam nach Hause zu gehen, als alleine die Weiterreise zu planen! Und es ist so viel einfacher sich zu Hause vor den Fernsehr zu gammeln und Sportschau zu glotzen, anstatt alleine die Welt unsicher zu machen! Ich habe den einfachen Weg schon viel zu oft gewählt – nicht dieses Mal.  

Gefahr

Die Gefahr ist unbestreitbar. Es ist wichtig sich darüber bewusst zu sein und sich dementsprechend zu verhalten und vorsichtig zu fahren. Zweifellos hilft es, dass ich nun schon einige Erfahrungen gesammelt habe.

Reisekasse

Ich muss mich nur bis Australien durchschlagen und kann meine Reisekasse dort neu auffüllen (hoffentlich ist das so leicht wie alle sagen). Das Work and Travel Visum ist gebucht und eine Unterkunft habe ich auch schon gefunden. Danke internationale Biker Community! 

Travelhangover

Nach 2 – 3 Monaten (Zwangs-)Arbeit auf einer Farm oder in einer Mine wird das Reisefieber sicherlich schnell und ganz von alleine zurück kommen. Außerdem stehen Indonesien und Australien vor der Haustür – es könnte schlimmer sein.

Alleine Reisen

Die Franzosen haben eine schönes Wort dafür: „Solitude„, die gewünschte Einsamkeit. Alleine sein muss kein Nachtteil sein, sondern eröffnet eine ganze Reihe neuer Möglichkeiten!

Wann sind wir denn schon mal wirklich allein? Ohne Menschen, ohne Fernseher und Social Media, ohne Instant Messenger und ohne Dating Apps? Mit sich selbst Zeit zu verbringen ist eine Fähigkeit, welche die meisten Menschen vollkommen verlernt haben. Ich habe gemerkt, dass ich die Einsamkeit und die Ruhe genieße, sie sogar brauche und möchte die Zeit nutzen um neue Dinge über mich zu lernen.

Ich kann jetzt kompromisslos sein und mich auf die Dinge konzentrieren, die mir gefallen, meinen Rhythmus leben und über mein Tempo entscheiden. Ich würde zwar zweifellos dem alleine Reisen das gemeinsame Verreisen vorziehen – es eröffnet aber neue Möglichkeiten, die mich zu neugierig machen um nach Hause zu gehen!

Alles neu!

Passend zu der frei einteilbaren Zeit und dem nächsten Reiseziel (Indonesien) gibt es eine wichtige Neuerung auf howfarcanwego.de:

YouTube

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Jeden Montagmorgen gibt es ab jetzt für die nächsten 4 – 5 Wochen einen Artikel mit einem Video. Ich denke die Reise lässt sich im bewegten Bild besser und unterhaltsamer verfolgen. Was denkst du über das Video Projekt?

Ich bin sehr gespannt was die nächsten Wochen und Monate bringen werden und hoffe, dass Du mich weiterhin begleitest!

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Wir freuen uns auf deinen Kommentar!

 




13 Kommentare

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  1. Regina

    Immer her mit den Videos! Videos sind immer super : )
    Wünsche dir auch weiterhin viel Spaß auf deiner Reise und be safe ;)

    PS. Gute Entscheidung, Australien willst du dir wirklich nicht entgehen lassen. Ist einfach zu schön..

  2. Bea & Helmut

    Hallo Stefan!
    Da wir als Paar Motorradweltreisen können wir die Punkte „Gefahr“ und „Alleine Reisen“ abhacken, da wir, wie du genau richtig schreibst, eben alles zu zweit erleben, schwierige Situationen zu zweit meistern und den Partner zum Austausch haben. Es ist eh ein Wunder, dass uns nach 3 ½ Jahren Motorradweltreise die Gesprächsthemen noch nicht ausgegangen sind… ;-)
    Was aber die Punkte „Reisekasse“ und „Travelhangover“ angeht, so können wir dir zu 100 % zustimmen.
    Aber die gute Nachricht ist:
    Wir haben unsere Reisekasse ebenfalls in Australien durch ein „Work & Travel“-Visum aufgebessert und das ist gar nicht so schwer. Wenn man sich nicht zu schade ist auch mal kräftig hin zu langen, dreckig zu werden und irgendwo auf einer Outback-Farm mitten im Nirgendwo zu arbeiten, dann gibt es kaum einen Ort auf dieser Welt, wo man einfacher in kurzer Zeit seine Reisekasse wieder auffüllen kann.
    Und was den Travelhangover betrifft, den spüren auch wir immer wieder und auch die meisten anderen Langzeit-Reisenden, die wir getroffen haben, geht es genau gleich. Auch hier hilft ganz klar die Entschleunigung der Reise. Auch mal ein paar Tage an einem Ort bleiben und die vielen neuen Eindrücke verarbeiten. Auch die „Auszeit“ in Form von Arbeit in Australien hat uns sehr gut getan. Nach mehrehren Monaten Arbeitsalltag haben wir die Freiheit des Reisens wieder neu schätzen gelernt und uns auf unsere weiteren Kilometer durch Australien so richtig gefreut.
    Mach dir also nicht zu viele Gedanken, das wird schon alles werden! :-)
    Wir freuen uns auf jeden Fall auf ein Treffen irgendwo „on the Road“, sobald du von Australien über den großen Teich in die Amerikas kommst! :-)
    Bis dahin wünschen wir dir weiterhin viele spannende und abenteuerliche Motorradweltreisekilometer!
    Viele Grüße, aktuell aus Argentinien
    Bea & Helmut
    http://www.TimetoRide.de

  3. Stefan

    Hi ihr 2,

    schön von euch zu hören! Muss öfters an euch denken, weil ich auf Sumatra immer mal wieder auf euren Spuren bin :-)

    Danke für die ermunternden Worte! Bin mittlerweile auch zuversichtlich und freue mich drauf!

    Bleib auf eurer Fährte!

    Bis dahin
    Stefan

  4. Oliver

    Hey Stefan,

    wir haben uns knapp vor einem Jahr bei Wunderlich kennengelernt. War derjenige, der den bescheidenen Vortrag zu Usbekistan gehalten hat. Klar ist es Schade, dass du nun alleine unterwegs bist, aber das wird ab jetzt noch mal eine ganz andere, gewinnbringende und spannende Zeit für dich. Aus meiner Erfahrung raus kann ich sagen, freu dich drauf! Gruß und weiterhin gute Fahrt! Oliver

  5. Stefan

    Hi Oli,

    klar erinner ich mich. Dein Vortrag hat uns sehr gut auf Usbekistan und das „Bargeld-Problem“ vorbereitet.
    Danke Dir, ich denke und hoffe auch, dass es in die spannende und gewinnbringende Richtung geht!

    Grüße
    Stefan

  6. Ralf

    Hi,

    alleine zu reisen scheint erst einmal irgendwie zu beängstigen, aber es hat auch große Vorteile.
    Die Kohle ist immer ein Thema und auch die Reisekasse muss jedes Jahr irgendwie wieder etwas aufgefüllt werden.
    In Südostasien ist es vergleichsweise einfach, sich irgendwie durchzuschlagen.

    Viel wichtiger ist aber der Zeitfaktor. Ich denke da eher in Jahren als in Monaten. Drei Monate an einem Ort würde ich schon brauchen, bevor ich weiterziehe.
    Für so eine Weltreise würde ich so etwa 10 Jahre brauchen.

    Meine nächsten Planziele sind Laos, Vietnam, Philippinen, wobei die Philippinen gefühlt eigentlich mein Zuhause sind. Sprache, Kultur und Lebensart sind mit meiner ziemlich identisch.

    Nochmal nach Europa zu gehen kann ich mir eigentlich nicht wirklich vorstellen.

    Grüße
    Ralf

    • Stefan

      Hi Rail,
      danke für deinen Kommentar!

      10 Jahre scheinen angemenssen, und einen Travelhangover gibt es dann wohl eher nicht. Allerdings habe ich zu tiefe Wurzeln um so lange unterwegs zu sein!

      Wo lebst du dann im Moment?

      Grüße
      Stefan

  7. Michael

    Hey Stefan
    Als ich früher noch alleine auf Reisen war, habe ich die Erfahrung gemacht das man so viel eher ins Gespräch mit den Menschen kommt. Das hat sich Geändert seit ich mit meiner Frau unterwegs bin. Scheinbar trauen sich die Leute dann nicht mehr so. Schade.
    Weiter viel Spaß Dir
    SG Micha

    • Stefan

      Hi auch hier Micha :-)

      Die Erfahrung habe ich jetzt auch gemacht und das ist echt toll.

      Nur sind die Menschen hier teilweise so interessiert an dem „großen“ Motorrad, dass ich die Aufmerksamkeit gerne hin und wieder auf den Fou abwälzen würde :-)

      Grüße
      Stefan

  8. Thomas

    Moin,
    du fragtest in dem Video ob es uns gefällt! Also mir gefällt´s absolut gut, zumal ich jede Sekunde nachvollziehen kann. Ein grandioses Video mit jeder Menge guter Lacher. Indonesien ist einfach geil. Solltest du mal nach Sulawesi reisen wünsch ich dir viel Spaß dort. In Makassar hast du als Ausländer keine Ruhe … aber immer gut gemeint. Es geht beim Overlandern doch eigentlich genau um diese Momente wie in deinem Video. Wir wollen Andersartigkeit erleben, im 4 Sterne Hotel ist das wohl eher nicht der Fall, aber draußen im Nirgendwo erlebst Du Dinge, die Du nie vergessen wirst. Und wenn es auch nur die alte Dame ist, die Dir Nasi Goreng verkauft. Ich selbst fahre mit dem Auto und kann das Leben eines Motorradfahrer schwer nachvollziehen. Es ist etwas komplett anderes. Dennoch bist Du der erste Overlander den ich finden konnte, welcher endlich mal über Gefühle schreibt und nicht nur über Begegnungen oder Landschaften. Da gehört schon viel dazu! Leider stehe ich genau wie du vor der schwierigen Entscheidung nach Hause zurückzukehren oder alleine weiter zu reisen. Ich wünsche Dir eine Gute und unfallfreie Reise! Thomas


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