Galaktische Gibb River Road – alle Infos + Reisebericht!

Gibb River Road

Achtung! Achtung! Hier kommt etwas großes, Pep Guardioala würde sagen: Eine super super Straße:

Die Gibb River Road!

Bei Australienkennern, Offroadfetischisten oder Naturjunkies weiten sich schon die Pupillen. Bei dir klingelt nichts? Macht nichts, ich hab davon auch erst in Darwin gehört :)

Gibb River Was?!

Die Gibb River Road zerschneidet die Kimberlys und das verpasst der Gibb River Road erst ihre Anziehungskraft.

Die Kimberlys gehören zu den am dünnsten besiedelten Gebieten auf unserem überbevölkerten Planeten: auf einer Fläche, die etwa so groß ist wie Deutschland und Österreich wohnen sage und schreibe nur 40.000 Menschen.

Kimberlys

In Deutschland und Österreich wohnen 90.000.000!

Kannst du dir diese Freiheit, diese endlose Natur vorstellen? Über hunderte von Kilometern keine Menschenseele zu treffen? Während ich das schreibe wünsche ich mich wieder zurück. Die Gibb River Road ist Porno und hier findest du alles um dieses Abenteuer selbst zu erleben.

Was gibt es zu sehen?

Nothingness. Natur Pur. Unberührtes Buschland, eingerahmt von Gebirgsketten. Eine 660km lange Dirt Road schüttelt dich jeden Tag stundenlang durch. Entlang der Straße gibt es einige sogenannte Gorges, die zum Baden einladen. In unserer so schön bildhaften Sprache würde man sie wohl Wasserlöcher nennen. Durchtrennt wird die GRR von einigen Flüßen, die durchquert werden wollen. Zu Beginn der Saison ist das ein Abenteuer.

Flußdurchfahrt_trocken

HIghlights: Bell Gorge, Windjana Gorge, Mitchell Falls, Campen im Outback, Krokodile, wabelnde Speckfalten den ganzen Tag.

Der €€€ Report

Fakten zur Gibb River Road

Wo ist sie überhaupt?

Die Gibb River Road findest du im hohen Norden in Westaustralien.

Sie ist ca 660km lang und verbindet Kununarra und Derby miteinander.

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Früher war sie eine Abkürzung, die vor allem von Cattle Road Trains benutzt worden ist. Seit einigen Jahren hat der Tourismus sie entdeckt. 

Wann ist die beste Reisezeit?

Der Norden Australiens ist tropisch und kennt keinen Winter. Allerdings ist ihm Regen- und Trockenzeit durchaus ein Begriff. Während der Regenzeit ist die Strecke geschloßen.

Somit ist sie nur zwischen März/April – Oktober befahrbar. Es kann durchaus sein, dass sie später geöffnet oder früher geschloßen wird, denn bei starken Regenfällen sind die Flüße nicht mehr passierbar. Außerdem wird die Dirt Road zur Matsch Road, da macht vor allem das Motorradfahren keinen Spass mehr.

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Am Anfang der Saison sind die Gorges prall gefüllt, die Flußdurchfahrten tief und die Natur erstrahlt in einem grünem Kleid, aber auf den Campingplätzen ist wohl einiges los.

Zum Ende hingegen (als ich unterwegs war) waren viele Gorges schon geschloßen, dafür war ich komplett alleine. Im Schnitt sah ich zwischen 3 und 5 Autos am Tag.

Wie kann ich die Gibb River Road bereisen?

Es gibt Touren, die du von Darwin oder Broome, oder Kununarra aus buchen kannst.

Weit aus interessanter ist es natürlich die Strecke selbst und im eigenen Tempo zu bewältigen. Dafür musst du nicht zwangsläufig ein Auto oder Motorrad besitzen, du kannst ebenso eins mieten.

Muss ich ein Rallye Fahrer sein?

Auch bei der Gibb River Road gilt: nichts wird so heiß gegessen, wie es gekocht wird. Die Straße ist in den letzten Jahren deutlich verbessert und ausgebaut worden. Dennoch ist sie teilweise heftig ausgewaschen und das berühmte Waschbrett geht sehr auf Material und Nerven.

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Du brauchst ein Allrad Fahrzeug oder ein entsprechendes Motorrad. Am besten fährt man schnell über die Auswaschungen, dann spürt man sie kaum.

Teilweise findest du auf der Gibb River Road Abschnitte mit Bull Dust – diese sind speziell für Motorradfahrer sehr gefährlich. Hier gilt absolute Vorsicht!

 

Generell ist es ratsam nicht alleine zu fahren. 

Was gilt es zu beachten

Vorbereitung

Wer kommt muss vorbereitet sein. Du musst wissen, wo du dein Benzin her bekommst, wo du Wasser bekommst. Du musst in der Lage sein dir selbst zu helfen und dementsprechende Ausrüstung mitführen. Das gilt insbesondere zum Ende der Saison.

Dennoch, im schlimmsten Falle wird es eben teuer. Zur Hauptsaison sind genügend andere Fahrzeuge unterwegs und auch am Ende wirst du zur Not sicherlich Hilfe finden.

Übernachtungen

Dein Trip kann alles sein von Übernachtungen in gemütlichen Wilderness Lodges, zum Campen im Busch. Für die gemütliche Version nimmst du am besten diese Karte zu Hand, für die abenteuerlichere Variante empfiehlt sich die App “Wikicamps Australia”, die alle freien Campingplätze aufzeigt.  

Benzin/Diesel

Den Durst deines Fahrzeuges kannst du hier stillen. Ich war zu Ende der Saison unterwegs, was bedeutet hat, dass alle “Tankstellen” geschloßen waren bis auf eine. Das kann zum Problem werden fährt man keine Yamaha Tenere. Im Zweifel am besten vorher anrufen.

Die Distanzen sind folgendermaßen: Kununurra – Mt Barnett Roadhouse (407km) – Imintji Roadhouse (78km; nur Diesel) – Derby (227km). Den Umweg nach El Quastro kannst du problemlos wagen, den dort gibt es auch Sprit. Das Mt Barnett Roadhouse ist außerdem das ganze Jahr geöffnet. 

Wasser

Mit Wasser ist nicht zu spassen. Ich habe sage und schreibe 13L Wasser transportiert. Soviel wie sonst noch nie. Die Sache ist, dass du im Falle eines Defektes noch mindestens einen Tag lang Wasser haben solltest. Wer ohne ordentlichen Wasservorrat fährt, dem ist nicht zu helfen. Fertig.  Am Mount Barnett Roadhouse kannst du in jedem Fall Wasser auffüllen.

Motorrad

Normalerweise bin ich ein Heidenau-Fetischist und ziehe wenn immer möglich den Heidenau K60 Scout auf Vorder- und Hinterreifen. Für diese Etappe entscheide ich mich allerdings für einen Stollenreifen (Pirelli Scorpion Trail) und bin sehr glücklich mit der Entscheidung.  

Weiterhin habe ich ein Motoröl für hohe Temperaturen gewählt und bin mit deutlich weniger Reifendruck gefahren

Pirelli Scorpion Trail

Reisebericht Gibb River Road

Respekt, vielleicht sogar Angst, auf jeden Fall Aufregung. Das habe ich gefühlt als es los ging. Wir waren ziemlich spät dran, es war schon November und oftmals schließt die GRR schon im Oktober, wenn die Gewitter früher anrollen.

Im Hostel erklärt man uns, dass wir die Polizei fragen müssen ob die Route noch geöffnet ist. Am nächsten Tag besuchen wir eben diese und erfreulicherweise gibt uns der Polizeimeister grünes Licht. Keine Stunde später stehen wir vor dem berühmten GRR Schild. Die Vorfreude ist kaum zu bändigen. Adios Schiss, jetzt gehts gleich richtig ab!

Seit Darwin bin ich mit Kurt unterwegs, der aus Norwegen über China nach Australien gereist ist und einen exzellenten Geschmack bei der Motorradwahl beweist.

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Etappe 1: Flüße und Krokodile (Kunurra – Busch Camp)

Die ersten Kilometer bis zur Abzweigung zum El Quastro Resort sind noch asphaltiert und führen dich vorbei an den Cockburn Ranges (wer vergibt hier die Namen???). Die Szenerie ist überwältigend und der Eindruck wird noch durch die Tatsache verstärkt, dass keine Menschenseele zu sehen ist. Den anderen ist es wohl zu heiß, kein Wunder bei über 40 Grad.

Wir würden gerne zum El Quastro Camp fahren und dort eine Nacht verbringen. Allerdings sehen wir hier zum ersten Mal ein Schild, das uns noch oft begegnen sollte: “Closed”. Also drehen wir um und wollen zu den Emma Gorges fahren, die sind wiederrum “Closed”.

Mehr als über die Absperrung fotografieren geht nicht

Mehr als über die Absperrung fotografieren geht nicht

Es ist ziemlich nervig. Vor den meisten der Gorges sind Campingplätze vorgeschaltet und wenn denen zu wenig los ist machen sie dicht und schließen den Zugang zu den schönen Wasserlöchern gleich mit!

Besonders ärgerlich: Am El Quastro Camp wollten wir eigentlich tanken. Jetzt müssen wir hoffen, dass die Teneres auf den nächsten 341 km nicht allzu durstig sind.

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Als wir weiter fahren werden wir sehr schnell vom Asphalt verlassen und pflügen durch die rote Erde und lassen als Andenken eine hübsche Staubfahne stehen. Endlich richtiges Australien! Endlich Outback! Kein Handyempfang mehr, keine Zivilisation! 

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Am ersten Tag steht bereitss die heftigste Flußdurchquerung an: der Pentecost River wartet auf uns. Dieser ist ziemlich breit, zu guten Zeiten einen halben Meter tief und für Pfeffer sorgen die Salzwasserkrokodile; ja, die leben hier.

Allerdings haben wir Pech, denn vom Fluss ist kaum etwas übrig. Die Flußdurchquerung ist somit eher eine Fahrt durch eine Pfütze. Schade irgendwie.

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Wie das auch aussehen kann siehst du hier:

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Ein paar staubige und ruppige Kilometer weiter finden wir unseren ersten Campplatz: Eine freigeräumte Staubschüssel nicht weit von der Straße. Das macht uns allerings überhaupt nichts aus. Zwischen 17h und 8h fährt genau ein Auto vorbei. Das war die Rush Hour auf der GRR.

Etappe 2: Wolkenbruch (Bushcamp – Mt Barnett Roadhouse)

Ein Nachteil beim Campen mit dem Motorrad? Kein Schatten. Die Vegetation in den Kimberlys besteht hauptsächlich aus Büschen, hohe Bäume gibt es selten und das gilt auch für Schatten. Für uns bedeutet das Hochofen Temperaturen schon am frühen Morgen.

Camper Traum

Camper Traum

Macht nichts, sobald du fährst trocknet der Wind deinen Schweiß (wenn er schon nicht kühlt).

Wir fahren weiter durch pures Nichts. Westaustralien scheint meine Psyche zu verändern: ich fühle mich lebendig und am Leben. Ich genieße die Stille wenn der Motor schweigt.

Auch wenn alles trocken ist und die Natur nach Regen verlangt so ist doch alles am Leben. Wenn du dich einfach hinsetzt und still bist siehst du Eidechsen, Schlangen, Dingos, Kängurus und einige Tiere deren Name ich nicht aussprechen kann.

Außerdem gibt es unzählige freilebende Papageien und Kakadus in verschiedensten Formen und Farben, die sich die Zeit vertreiben und ihre Lieder singen (Die weißen Kakadus sind allerdings echte Quälgeister und singen so schön wie ich).

Für diese Beobachtungen habe ich dank meinem Reisepartner viel Zeit. Um möglichst schmerzfrei über die ausgewaschene Piste zu kommen gibt es zwei Wege. Der erste ist zu fliegen. Du fährst einfach so schnell, dass du „auf“ dem Waschbrett bist und somit diese kaum spürst, oder du fährst so langsam, dass du zwar gut durchgeschüttelt wirst aber zumindest nichts kaputt geht.

Wenn einer fliegt und der andere schüttelt, muss einer warten.

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Gegen Nachmittag ziehen von überall dunkle Wolken auf. Das ist genau das was ich vermeiden wollte. Als es anfängt zu regnen wird die Piste ziemlich schmierig, aber der Stollenreifen macht einen guten Job und hält mich in der Spur. Mit dem letzten Tropen Sprit rolle ich am Roadhouse ein, das natürlich geschloßen ist, aber nur bis morgen.

Die freundlichen Besitzer lassen uns konstenlos unter einem kleinen Dach campen, wofür wir mehr als nur dankbar sind, denn in nur wenigen Minuten brechen die Wolken auf und der Regen, der sich solange zurückgehalten hat flutet die Szenerie. Uns ist es Wurst, wir sitzen ja unterm Dach.

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Etappe 3: Mt Barnett Roadhouse – Bell Gorge

Am morgen scheint nichts gewesen zu sein. Alles ist so trocken, dass selbst dieser Wolkenbruch in kürzester Zeit absorbiert worden ist.

Im Roadhouse gibt es fantastisches Frühstück und vom Baum fallen reife Mangos – edenmäßig.

Die Fahrt zum Bell Gorge ist wieder einmal harte Arbeit für die beiden Motorräder. Bisher haben wir 3 Spanngurte einen Kanister und ein Paar Flip Flops verbraten und die Bilanz wird heute weiter ausgebaut, weil mein Nummernschildhalter ebenfalls bricht. Nicht stark genug für die Gibb River Road.

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Der Bell Gorge ist wahrscheinlich das größte Highlight auf der Gibb River Road und das nicht ohne Grund: Erst läufst du auf einem recht einfachen Trail den Bell Creek entlang, bevor du an einen Wasserfall gelangst, der aus einem Traum-Wasserfall-Buch stammen könnte. Unten wartet ein großer Pool – wer hier nicht reinspringt ist ein Alien.

Der Nachteil: Der Bell Gorge ist bei weitem kein Geheimtipp und so muss man anscheinend zur Hochsaison anstehen!

Der Vorteil wenn du dich Anfang November durch die Hitze quälst? Du hast gute Chancen dieses Wunder der Natur ganz für dich zu haben.

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Etappe 4: Bell Gorge – Derby

Am Morgen genieße ich noch einmal die Einsamkeit am Bell Gorge, bevor wir uns an die letzte Etappe zurück in die Zivilisation machen, zurück zum Handyempfang, Supermärkten, Asphalt – naja, was soll’s.

Ein weiterer Höhepunkt wartet auf uns mit der Windjana Gorge. Man könnte müde von den ganzen Wasserlöchern werden, aber sie sind einfach zu schön. Außerdem kann die Sensation nur schwer transportiert werden: Die Landschaft ist so staubtrocken und dann diese Quellen des Lebens zu entdecken geht unter die Haut.

Im Windjana Gorge solltest du nicht unbedingt schwimmen. Dessen Bewohner sind nämlich gerne unter sich und lassen Fremde so gerne hinein wie Pegida. Es sind zwar nur die “kleinen” Cousins der Salzwasserkrokodile, allerdings flößen die Zähne zumindest mir genügend Respekt ein.
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Die Streckenführung der Gibb River Road ist schon fast zu genial um wahr zu sein, denn kurz vor Ende geht es auf eine Anhöhe, des sonst völlig flachen Landes und gewährt dir eine Aussicht auf die bewältigte Distanz. Die Möglichkeit zu reflektieren und natürlich um das ultimative “Geil! Geschafft!” Foto zu schießen.

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Als wir in Derby ankommen sind wir einfach nur froh über die Air Condition im Supermarkt. Gecampt wird ziemlich spektakulär auf einer Insel auf einem Salzsee kurz vor Derby. Ziemlich genial und ziemlich sandig. Spass hats natürlich trotzdem gemacht.

Fazit

Gibb-F#cking-River-Road! Ich komme wieder! Die Erwartungen waren hoch und sie sind übertroffen worden. Sicherlich eines dieser Erlebnisse mit denen ich noch vielen Menschen auf die Nerven gehen werde, wenn ich zum hundertsten mal erzähle wie heiß es war. (Es war übrigens sehr heiß).

Die Strecke so spät in der Saison zu bewältigen hat absolut seinen Charme. Nach Gesprächen mit vielen Parkrangern ersteht der Eindruck, dass es zur Hauptsaison überlaufen ist.

Allerdings müssen die Gorges, wenn sie prall gefüllt sind, die Wasserfälle richtig fließen und die unzähligen Attraktionen überhaupt erst einmal erreichbar sind, faszinierend sein.

Außerdem würde ich gerne die Mitchell Falls angreifen.

Mehr Outback? Hier lang :)

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