Motorrad Offroad Training – ein MUSS für jeden Tourenfahrer?

???????????????????????????????

Der 2. Morgen danach, die Frisur hält, die Muskeln spannen allerdings noch. Ob es der beste Zeitpunkt ist, Dir jetzt von dem Enduro Training zu berichten, obwohl der Muskelkater sich bei jeder Bewegung meldet? – Da muss ich wohl durch, denn nur jetzt sind die Erinnerungen noch frisch.

Warum so viel Geld für ein Motorrad Offroad Training ausgeben?

Ein Enduro Training war die Vorbedingung an meinen Reisepartner Stefan, bevor wir das Projekt Weltreise in Angriff nehmen. Erste Erfahrungen in unwegsamem Gelände sind wohl die Mindestanforderungen für eine Reise quer durch die Welt. Denn die oberste Maxime sollte immer heißen, Mensch und Maschine müssen heil bleiben, ansonsten könnte es ein sehr kurzes Vergnügen werden.

Ich nehme Dir das Resümee meines zunächst skeptischen Reisepartners vorweg: „Das hat sich definitiv gelohnt!“

Aber jetzt der Reihe nach:

Treffpunkt im Enduro Park war um 8:30 Uhr. Das hieß für uns gegen 5 Uhr morgens aufstehen, damit wir um 6 Uhr rechtzeitig die Fahrt von ca. 2 Stunden auf uns nehmen konnten. Jetzt überlegst Du Dir, 6 Uhr morgens, ist das nicht ein wenig frisch mit dem Motorrad? – Um ehrlich zu sein haben wir nicht eine Minute ernsthaft darüber nachgedacht die Reise mit dem Motorrad anzutreten, geschweige denn das Enduro Training mit den eigenen Maschinen zu bestreiten. Der Aufpreis von 70€ zu den 240€ Trainings Gebühren rechnet sich nicht nur, falls Du mit dem Motorrad stürtzen solltest – und Du wirst stürtzen – nein, der Aufpreis spart Dir auch die Übernachtungskosten, falls Du nach dem Training keine Kraft mehr hast die Heimreise mit dem eigenen Motorrad anzutreten.

IMG_20140321_141630

Tagesablauf:

Sobald sich alle Teilnehmer versammelt haben und die Instruktoren sich bei der Begrüßung vorgestellt haben kann es doch eigentlich schon losgehen, oder haben wir noch etwas vergessen? – Ach ja, die Bekleidung! Da Du als Motorradfahrer sicher absolut gewissenhaft und vernünftig bist, gehen wir davon aus, dass Du an eine vollständige Motorrad-Schutzbekleidung (Helm, Jacke, Hose) gedacht hast. Aber was ist mit Deinen Schuhen? Vergiss Deine Motorradstiefel, ausser Du bist regelmäßig im Gelände unterwegs und hast richtige Enduro- oder Crossstiefel. Das richtige Schuhwerk kann bei so einem Offroad Einsatz über einen geprellten oder gebrochenen Knöchel entscheiden. Ersteres gab es in unserer Gruppe, Letzteres  zum Glück bei keinem Teilnehmer. Zu Verdanken hatten es viele der Robustheit der professionellen Leihstiefel für eine weitere Gebühr von 15€.

Jetzt kann es aber endlich losgehen! Kurz noch in die richtige Gruppe eingeteilt, Anfänger (wenig Straßenerfahrung, keine Offroaderfahrung), Fortgeschrittene (viel Straßenerfahrung, erste Offroad Erfahrung) und Profis (erfahrene Straßen- und Endurofahrer). Unsere Gruppe (Fortgeschrittene) wurde aufgrund der hohen Nachfrage gesplittet, so dass in jeder Gruppe 6 – 9 Teilnehmer waren.

Die Motorräder waren schon beim Betreten des Parks in Reih und Glied aufgestellt und mit den Teilnehmernamen auf den Windschildern versehen. Um sich an den Untergrund zu gewöhnen gab es ein paar Einführungsrunden und Hinweise zur richtigen Blickführung und korrekten Stehposition. Pipifax? – Eine Auffrischung der Grundlagen und des Motorrad 1 x 1 kann nie schaden, vor allem nicht bei losem Untergrund und vor allem nicht, wenn Technik in manchen Situation entscheidend sein kann und nebenbei Kräfte spart.

Weiter ging es zunächst sehr gemächlich, Du wirst kaum andere Gänge als den 1. bei den Übungen brauchen. Bremsmanöver, Spurrillen, schmale Trampelpfade, und kleine Auf- und Abfahrten optimieren Dein Gefühl für die Maschine und den Untergrund jeden Meter. Nassgeschwitzt ging es bereits um 10:30 Uhr zur ersten Pause. Ausreichend Flüsskeit auftanken ist Pflicht. Säfte, Wasser, Tee, Kaffee, Obst und Kekse wurden kontinuierlich aufgefüllt. Nach einem kurzen Durchatmen ging es weiter auf die weiteren Niveaus des alten Steinbruchs. Das Terrain war unendlich riesig, nach oben und in die Breite, mit sandigen und steinigem Boden, Wäldern, Sträuchern und Grasflächen ist für jede Situation etwas passendes dabei. Puhhhh endlich Mittag, ohne Aussenspiegel und mit 1,5 Bar Luftdruck ging es zu einem Restaurant 5 min vom Enduropark entfernt. Das inbegriffene, sehr reichhaltige Buffet hatte für jeden etwas zu bieten. Angesichts der weiteren Trainingshälfte ist manchmal weniger mehr. Natürlich konnte man sich mit allen über bisher Erlebtes austauschen. Ihr werdet Euch wundern, die meisten haben mit den exakt selben Problemen und Herausforderungen zu kämpfen wie Du, also hab keine Scheu!

Enduro Training Teil 2

IMG_20140321_164415

Nach der Mittagspause ging es mit vollem Magen direkt weiter, unser Instruktor kannte kein Erbarmen. Das ursprüngliche Abwägen, lohnen sich 2 Trainingstage oder reicht einer ist zu diesem Zeitpunkt ganz fern, am liebsten jetzt auf der Terasse die Beine hochlegen oder wenigstens sitzen wäre schön. Doch die Gedanken werden von dem holprigen Untergrund geschluckt, volle Konsentration ist wieder angesagt. Ihr meint, wenn man jeden Parkour einmal meistert ist genug? – Nicht mit unserem Instruktor, und wieder und wieder und noch mal und noch mal, immer wieder bis es richtig sitzt. Endlich mein Reisepartner und andere Teilnehmer haben es auch geschafft die enge Bindung zu ihrer Maschine zu verlieren und den Kontakt zum staubigen Boden zu finden. Auch Fallen muss geübt sein!

Weitere Impressionen erfährst Du nur im Selbstversuch, es lohnt sich, auch für reine Asphaltfeger! Die Kunst ist nämlich, zu jeder Zeit die Kontrolle zu behalten, auch im Schritttempo und bei minimalem Platzangebot. Dafür musst Du Dir stehts vor Augen halten wo Du tatsächlich hin willst und auf keinen Fall, wo Du nicht hin willst: AHA, durch die Lücke! AHA, die Bremse sanft bedienen und beim Blockieren schnell lösen. Motorrad 1 x 1 eben.

???????????????????????????????




  1. Manfred Goll

    Eure Reise find ich klasse und war auch mein Lebenstraum, den zu verwirklichen ich durch Lebens- und Gesellschaftszwänge ich immer wieder zu verwerfen gezwungen war.
    Ein kleiner Ausflug in die Welt des Ausbrechens und Andereserlebens gelang mir nur zwei mal:
    einmal zum Aufbau einer Missionsschule in Sambia Afrika (ohne Motorrad)mit Flugzeug und LKW für 4 Wochen im Jahre 2000 und das andere Mal 3 Wochendurch Albanien und Kosovo , übers Gebirge ohne Geländeerfahrung mit einer BMW GS 11 00 und mit einem Berufskollegen (Albaner)
    12 Stürze, reichlich Erfahrung , nette Leute und viel Spaß und Abenteuer sind unvergessen.

    Wünsche euch viel Glück und Spaß und reichlich Abenteuer, viele nette Menschen , wenig Technikstreß und alles Gute
    Manfred (Vater von Kerstin)

  2. Fou

    Lieber Manfred,

    schön von dir zu lesen!

    Deine Reisen hören sich aber auch sehr sehr spannend an! Wenn wir wieder im Lande sind müssen wir uns persönlich treffen.

    LG
    Fouad

  3. Robert

    Hallo,

    ich habe gerade eure Seite entdeckt und bin total begeistert! Ich bin schon viel mit dem Rucksack gereist und habe jedes Mal wieder gemerkt: Der schönste Teil der Reise war für mich immer mit einem Motorrad unter dem Hintern.
    Ich habe vor zwei Monaten meinen Job gekündigt, um jetzt endlich meine ersehnte Langzeitreise zu machen, mit dem Rucksack, ohne Motorrad.

    Letzte Woche hat mich aber das Schicksal eingeholt. Ich fahre bereits seit 12 Jahren Motorrad und hatte letztes Jahr einen Unfall. Bis letzte Woche sah alles gut aus, aber bei einer Routineuntersuchung wurde mir gesagt, dass ich eine künstliche Schulter (Humeruskopfprothese) brauche. Daher musst ich jetzt gezwungenermaßen auf PAUSE drücken.

    Anstatt mit dem Rucksack würde ich lieber mit dem Motorrad um die Welt reisen. Aber jetzt meine Frage, wo ich das Endurotraining hier sehe – glaubt ihr das ist mit einer künstlichen Schulter möglich? Eine solche Reise? Der Arzt sagt ich könne danach wieder alles machen, aber wie stark wird die Schulter auf den Strassen in den fernen Ländern beansprucht?

    Vielen Dank und viel Spass auf eurer weiteren Reise!!

    Robert

    • Stefan

      Hi Robert,

      das ist sehr schwer zu beantworten. Ich denke mal, dass wenn du auf die richtig heftigen Passagen verzichtest, es gut möglich ist. Wenn es zu heikel ist, sind 4 Räder eventuell eine Alternative?
      Wahrscheinlich wäre es am besten, wenn du eine ausgedehnte Tour in und um Europa unternimmst, wo das risiko noch geringer ist und die wege kurz.

      Das Endurotraining ist schon so designed dass man auch mal fällt. Da musst du wohl am besten deinen rzt fragen was es bedeuten würde wenn du auf die schulter fällst

      grüße
      Stefan


Schreibe einen neuen Kommentar