Motorrad Weltreise – ohne eigenes Motorrad?! Geht das?

Motorrad Weltreise ohne Motorrad

Es hat etwas romantisches sein Motorrad um die Welt zu fahren und auf den gleichen Rädern Zuhause wieder anzukommen.

Aber - es ist auch viel Aufwand. Sehr viel Aufwand.

Insbesondere die Verschiffungen!

​Abgesehen von den horrenden Kosten, zehrt es an den Nerven. Es laugt aus. Es dauert ewig, es braucht Wochen der Recherche und trotzdem, egal wie gut du vorbereitet bist, irgendetwas geht immer schief... 


Auf einer Reise von Nord- nach Südamerika und weiter über Australien, Asien und heim nach Europa muss das Motorrad unzählige Male verschifft werden

- Europa - Nordamerika
- Panama - Kolumbien
- Südamerika - Australien / Neuseeland
- Australien - Osttimor / Indonesien
- Indonesien - Malaysia

Und dann gibt es die ganzen "Problemländer" in Asien, die keine Reisenden auf eigenen Rädern mögen und es entweder richtig teuer machen, oder gar unmöglich. So wie China, Myanmar und neuerdings sogar Thailand.

Wer sein Motorrad um die Welt fahren will, der sollte mit mindestens 5.000€ für Fracht und Transport rechnen.

+ Zeit
+ Nerven

Hinzu kommt: Nach deiner Reise ist der ideelle Wert deines Bikes zwar ins unermessliche gestiegen - Auf materieller Ebene wird er hingegen gegen 0 streben.

Wenn dein Motorrad sowie Zubehör vor der Reise 8.000€ gekostet haben, dann ist es danach vielleicht noch 1000€ wert. 

In diesem Fall bedeutet das: Nur der Wertverlust deines Motorrades und dessen Transport kosten dich 12.000€ (7.000€ Wertverlust + 5000€ Transport)

Aber wie sieht es aus wenn man eine Weltreise unternimmt - ohne eigenes Motorrad?

Motorrad Weltreise ohne eigenes Motorrad - ein Gedankenexperiment

Vorab: Ich habe diese Reise nicht unternommen. Die Kosten habe ich mir zusammen recherchiert und sind natürlich ohne Gewähr. 

Die Ausrüstung

Du reist mit Motorrad Packtaschen, Tankrucksack und Gepäckrolle. Deine Motorradausrüstung ist daraus ausgerichtet, dass du sie auf verschiedenen Motorrädern benutzen kannst. Bereit? Auf geht's! 

Nordamerika

Dürfen wir einreisen Donald?

Glück gehabt...

Nachdem diese Hürde genommen ist kümmern wir uns um ein Motorrad. 
Es ist sehr einfach sich in den USA oder Kanada ein Motorrad zu kaufen und zu registrieren. Es braucht nicht viel mehr als eine Adresse (wobei die Adresse des Shops ausreichend ist) und einen Pass.

Danach gehört das Motorrad dir. Wie wäre es mit einer nagelneuen Suzuki DR 650? Für 4.100€ gehört sie dir. In Vancouver kannst du sie dir abholen. Oder warum die Reise nicht in Alaska beginnen. Andrew kann dir helfen:

Südamerika


Für die ganze Reise nach Südamerika brauchst du kein Carnet de Passage. Da das Motorrad auf dich zugelassen ist, kannst du auch Landesgrenzen leicht überqueren.
Bitter wird es wenn du das Motorrad abtreten musst.

Du hast 2 Optionen:
1 Einen Reisenden finden, der das Motorrad übernimmt
Das ist sehr tricky. Die meisten Reisenden scheitern daran. Kompliziert wird es vor allem für den Käufer, wenn er es ausführen möchte. Ich habe einige Erfahrungsberichte im Internet gefunden, aber da wurde viel gebettelt und gebetet und gehofft und irgendwie hat es dann funktioniert. Aber das sehe ich kritisch.
2 Das Motorrad zum Ausschlachten geben
Das wird weh tun. Aber es ist ein Weg der funktioniert. Sie verkaufen nicht das Motorrad sondern die Teile. So kannst du vielleicht noch 1000€ erlösen.

Australien

Das nervigste an Australien sind die Quarantäne Bestimmungen. Ich habe fünf Tage lang nichts anderes gemacht außer mein Motorrad zu schruppen. Das bleibt dir erspart. Du kaufst dir nämlich ein australisches Motorrad an dem nur australischer Dreck klebt. 

In Australien ist es gar kein Problem ein Motorrad zu kaufen. Wie wäre es mit einer DRZ 400 diesmal? Für 3850 € gehört sie dir.

​Das Motorrad wirst du in Australien auch wieder leichter los. Wir rechnen trotzdem mal mit 1000€ Verlust.

Indonesien

Angekommen in Bali gehst du einen anderen Weg. Diesmal mietest du dir ein Motorrad. Allerdings nur eine leichte Reiseenduro. Zum Beispiel eine KLX 250.

Weil du gleich für drei Monate mietest bekommst du sie für 10€ am Tag. Du fährst nach Lombok, Sumabawa und Flores und hast eine fantastische Zeit in der du auf mehr Vulkane gefahren bist als du Finger hast. Anschließend gibst du das Motorrad wieder ab und 900€ ab und fliegst nach Thailand.

THAILAND

Reisende, die mit eigenem Fahrzeug in Thailand einreisen wollen, erleben gerade ihr blaues Wunder an der Grenze. Thailand lässt sie nicht mehr herein.

​Für dich ist das kein Problem, denn du kommst am Flughafen an und mietest dir einfach wieder eine leichte Enduro. Du bleibst zwei Monate in Thailand und zahlst 600€. 

Indien

Du hast keine Lust dein Leben zu verlieren, deswegen konzentrierst du dich auf den Norden um Ladakh und den Manali Leh Highway. Du mietest dir eine Royal Enfield für einen Monat und machst eine der schönsten Gegenden der Welt unsicher. Die Miete kostet 15€ Pro Tag - 450€ schlagen zu Buche.

Zentralasien

Ich habe eine Überraschung für dich! Den Rest fährst du mit deinem eigenen Motorrad. Deine Freunde haben dein Motorrad zu Muztoo nach Kirgisten geschickt. Das hat dich zwar 700€ gekostet aber den Rest fährst du auf deinen eigenen Rädern nach Hause. Dein Motorrad verliert 700€ an Wert und kommst auf eigenen Rädern wieder nach Hause.









Abrechnung

Südamerika (Verkauf des Motorrades zum Ausschlachten)
Australien
Miete in Indonesien
Miete in Thailand
Miete in Indien
Transport eigenes Motorrad nach Zentralasien
Wertverlust eigenes Motorrad

-3.000€
-1.000€
-900€
-600€
-450€
-700€
-700€
= - 7.450€

Anstatt 12.000€ kostet dich deine Reise an direkten Motorradkosten "nur" 7.450€!

Weitere vorteile ohne eigenes Motorrad zu reisen

  • Du bist viel flexibler!
  • Du kannst kritische Länder einfach überfliegen
  • Du sparst locker 4 Monate Zeit in der dein Motorrad auf hoher See wäre

Nachteile ohne eigenes Motorrad zu reisen

  • Du kannst Länder einfach überfliegen - Genau in den Ländern gibt es oft die schönsten Überraschungen!
  • Motorradkauf und -verkauf dauert auch und kostet Nerven.
  • Du kannst dir dein Motorrad nicht so herrichten, wie du es brauchst und musst Kompromisse eingehen.

​Fazit

Wer auf die Herausforderung und die Romantik der eigenen Räder verzichten kann, für den ist diese Reiseform eine richtig interessante Option. Noch wertvoller als die gesparten Euros sind die gesparte Zeit und die geschonten Nerven.

Allerdings ist der große Nachteil, dass du es dir dadurch auch ein bisschen zu gemütlich machen kannst. Wer die Wahl hat durch den Iran zu reisen, wird vielleicht darauf verzichten. Aber wir hatten dort eine fantastische Zeit. Aber wir mussten auch durch. 

Ich persönlich habe eine weite Reise mit eigenem Motorrad hinter mir. Für geplante Touren in Nord- und Südamerika kann ich es mir nicht vorstellen mein Motorrad noch einmal zu verschiffen.

Würdest du ohne eigenes Motorrad verreisen?

Welche Option spricht dir mehr zu?

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  • Wie ich das gesamte Budget in 2 1/2 Jahren gespart habe




  1. Wolfgang

    Für eine Weltreise kann ich es mir nicht vorstellen ständig ein neues Motorrad zu haben.
    Dafür hab ich zu viel Gepäck, dass untergebracht werden muss, und
    Das Navi muss irgendwo befestigt und geladen werden.
    Die ganzen Umbauten und Koffer-systeme kosten ja auch nochmal richtig Geld und Zeit.
    Für nen Urlaub und nur 1-2 Länder ist es aber definitiv eine Option.

  2. martn130289

    Hallo Stefan,

    ich plane auch schon eine Nord- & Südamerikareise (evtl. noch mehr) und hatte auch kurz überlegt, mir vor Ort was zu kaufen. Ist natürlich verlockend, da es in Nordamerika ja noch so schöne Moppeds wie die DRZ und DR650 neu gibt…
    Auch wenn ich plane mit leichtem, flexiblem Gepäck zu reisen, werde ich trotzdem mit meinem eigenem Motorrad reisen. Ich hab mir dafür eine kleine CRF 250L zugelegt. Vorteile sind, dass ich mich vor der Reise mit dem Motorrad beschäftigen kann und es auf meine Bedürfnisse anpassen kann. Auch das benötigte Werkzeug kann ich so anpassen, dass es nur für das eigene Motorrad reicht.
    Zudem finde ich, dass bei so einer Reise der sentimentale Teil dazu gehört, immerhin wird man viel mit dem Motorrad erleben. Auch wenn man nach der Reise zu Hause nix mehr für sein Motorrad bekommt, kann man es ja immernoch weiterfahren oder wenn es nicht mehr will ins Wohnzimmer stellen :D

    Gruß Martin

    PS: bei deiner zweiten Variante musst du die kosten für das Darin Gap noch mit rein nehmen ;)

    • Stefan

      Hi Martin,

      klar, den sentimentale Teil darf man nicht vernachlässigen. Man darf generell eine solche Reise nicht nur unter dem Kostengesichtspunkt sehen. Mit dem Motorrad um die Welt fahren kostet eben einfach Geld. Das gehört dazu.

      Sehr, sehr, sehr interessante Motorradwahl! Machst du einen Blog oder Facebook Seite zu deiner Reise?

      Würde mich sehr interessieren wie sich die CRF schlägt. Ich bin mir sicher, dass es eine exzellente Wahl ist!

      Die Darian Gap habe ich rausgelassen, weil diese Verschffung in meinem Gedankenexperiment genauso anfällt, wie wenn man mit eigenem Motorrad fährt.

      Viele Grüße
      Stefan

  3. Florian

    Wow, echt hilfreich der Beitrag! Hatte gar nicht an die Hürden gedacht, die einem die verschiedenen Länder auferlegen. Aber zum Glück sorgst du ja für Aufklärung – Danke dafür!

  4. Patric

    Ein sehr guter Beitrag.
    Ich bin letztes Jahr mit dem Motorrad (BMW GSA) von der Schweiz nach Thailand gefahren, 24’000km in 100 Tagen, inkl. Iran, Turkmenistan alle Stan-Länder,China, Laos…

    Viele Trips durch andere Länder wie Peru, Osteuropa, USA haben meine Gepäck-Lernkurve markant geprägt und ich habe die gleichen Erkenntnisse wie Du.
    Universelle Packtaschen und möglichst wenig Gepäck ist absolut machbar.
    Ich investiere lieber einen Tag Zeit in eine Mietmaschine, kaufe mir auf dem lokalen Markt eine Iphone-Halterung für mein Maps.me Navi im Telefon und reise mit leichtem Gepäck, als wochenlang zu planen und dann doch nervige Stunden an Grenzübergängen zu verbringen.

    Ich habe meine Packliste extrem optimiert und reise mit 23kg (2kg für die beiden Ortlieb-Wasserdicht Taschen, 13kg Packgewicht und 8kg Motorradbekleidung), dabei sind vom Multitool über Kulturbeutel, Thermounterwäsche, Freizeitbekleidung, Trekking-Schuhe, bis zum Ipad, Gopro, Feldstecher, Airman-Kompressor und sogar ein ABUS Break disc lock mit dabei.

    Da ich lieber in der noch so simplen Unterkunft übernachte als irgendwo das Zelt aufzubauen, reise ich nicht mehr mit Camping-Ausrüstung.
    Ausser in Teilen von Australien, in der Baja-California, in einzelnen Wüsten von Iran und dem Magreb gibt es immer lokale Übernachtungsmöglichkeiten. Selbst in den abgelegenen Gegenden Zentralasiens (Pamir, Kirgisistan etc.) wurde ich immer fündig.

    Diese Headache mit Carnet und Verschiffung muss man sich nicht mehr antun. Es gibt ausser dem Emotional-Sentimentalen keinen Grund mit dem eigenen Motorrad die ganze Welt zu bereisen.
    Deine kommerziellen Überlegungen im Zusammenhang mit Wertverfall, Unkosten und Zeitverlust decken sich sehr gut mit den meinigen.
    Darüber hinaus ist das latente Versicherungsrisiko noch nicht berücksichtigt.

    Eine weitere Erfahrung ist, dass es in verschiedenen Ländern besser ist, spezifischere Motorräder zu mieten. eine 600XT in Peru um damit Dünen zu fahren, eine 250-350 in Indonesien durch glitschigen roten Schlamm oder selbst die Harley durch USA sind manchmal die bessere Wahl als „das beste Motorrad der Welt“ von zuhause mitzunehmen.

    In diesem Sinne, danke für Deinen Beitrag und Gute Fahrt an Alle

    Pat

  5. Peter Pan

    Ich hatte zwar einen gewissen Aufwand an Grenzen usw., aber das gehört dazu. Wer das scheut sollte mit der Aida um die Welt fahren.
    Ist halt nichts für Couchpotatos, Punkt!


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