Western Australia – Von Broome nach Perth

Copy of Copy of Sie haben eine Lücke im Lebenslauf. (1)

Reisen ist tödlich für Vorurteile. So etwas in die Richtung hat Mark Twain einmal gesagt. Mark Twain hat keine Ahnung: Ich bin seit bald 2 Jahren unterwegs und habe immer noch Vorurteile.

Über Australien zum Beispiel; Känguruland stand auf meinem Reisewunschzettel etwa so hoch im Kurs wie Reisnägel in der Unterhose.

Es hat mich nicht im Ansatz gereizt. Australien habe ich mir vorgestellt als erste Welt Land mit erste Welt Problemen, überreguliert und teuer.

Weißt du was? Das stimmt alles.
Dennoch, was du hier erleben kannst macht den Rest vergessen. Nach der Gibb River Road (von der ich heute noch träume) stand die nächste Etappe nach Perth an.

Karte Westaustralien

In Australien gibt es keine kurzen Wege und so trennten Kurt und mich von Perth 3.200km.

Bereit? Los geht’s!

Broome

Die Hitze forderte ihren Tribut und alles was wir wollten war eine Dusche und eine Klimaanlage. Wenn es dich einmal nach Broome verschlägt, dann mach es dir im Beaches of Broome Hostel gemütlich. Fast neu, super sauber und eigentlich viel mehr ein Hotel als ein Hostel. Duschen und Klimaanlagen gab es außerdem auch noch.

In Broome war ziemlich tote Hose, die Saison ist vorrüber und die meisten Reisenden ziehen gen Süden. Das ist nicht allzu schlimm, denn in Broome geht man vor allem an den Strand und der ist das ganze Jahr da.

Das geilste an Broome? Man darf auf dem Strand offiziell fahren. 

Wenn man auf Motorradweltreise geht, dann gibt es einfach ein paar Dinge die man gemacht haben muss. Zum Beispiel in einer Hotellobby parken oder eben am Strand ein paar Runden drehen.

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James Price Point

Statt nach Süden Richtung Perth zu reisen machten wir uns von Broome aus erst einmal in die entgegengesetzte Richtung zum James Price Point auf. Dieser magische Ort ist nur knapp 50km von Broome entfernt, allerdings sind 30km davon sehr sandig.

Wer sich durchkämpft wird belohnt: Viel geileres Camping gibt es auf unserem Planeten nicht. 

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80 Mile Beach

Nach einer kurzen Etappe nach australischem Standard (410 km) wartet der 80 Mile Beach auf dich. 

Western Australia hat bei der Verteilung von Stränden mit dem Prädikat „nicht von dieser Welt“ unverhältnismäßig zugeschlagen.

In Europa würdest du hier auf 80 Meilen Hotels mit Casinos, Restaurants und Supermärkte, Discotheken und Prostitution, sowie Drogendealer finden. Hier gibt es genau einen Campingplatz.

Und wenn man zur richtigen Zeit kommt, gibt es noch ein ganz besonderes Highlight:

Hunderte Schildkröten kommen jedes Jahr um ihre Eier zu legen. Nachts machen sie sich auf, um ihren Panzer an Land zu schleppen, graben mit ihren Flossen ein tiefes Loch, legen ihre Eier, schaufeln das Loch wieder zu und machen sich auf den Rückweg. Obwohl die meisten Schildkröten ihr Werk bei Nacht verrichten hast du zum Sonnenaufgang auch sehr gute Chancen noch einige Schildkröten zu sehen und hast außerdem gutes Licht zum Fotografieren.

Eierlegen ist eine Mission für die Schildis und dauert mehrere Stunden; einige Schildkröten verpassen das Timing und müssen sich bei Ebbe auf den Weg zurück ins Meer machen. Ebbe ist grausam und bedeutet einen guten Kilometer kriechen. Wenn du denkst du hast nen harten Tag, versetze dich mal in ihren Panzer!

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Karinjini

Hab ich schon erwähnt, dass es sehr heiß war? In Karinjini haben wir locker die 45Grad geknackt. Leider war es deshalb so extrem schwer den Nationalpark zu genießen. Selbst nachts ist es nicht abgekühlt und so haben wir nach einer kurzen Wanderung und einer noch kürzeren Nacht sprichwörtlich unsere Zelte abgebrochen.

Es ist eine Schande, denn Karinjini gilt als der schönste Nationalpark in Westaustralien.

Du läufst nichtsahnend und schwitzend durch die Gegend und auf einmal triffst du auf eine tiefe rote Schlucht auf deren Grund ein Fluß (oder was davon übrig ist) sich über Millionen von Jahren seinen Weg durch das Gestein gebahnt hat.

Karinjini bin ich leider nicht gerecht geworden, hier kann man gut und gerne 1 – 2 Wochen verbringen!

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Exmouth

Exmouth ist ein kleiner Ort, der nicht wirklich viel zu bieten hat. Das ist nicht schlimm, denn er dient als Gateway zum Cape Range Nationalpark und dieser wiederum haut dich aus deinen Birkenstocks.

Die Küste ist atemberaubend und unverbaut, die Strände weiß, nur unterbrochen von roten Klippen. Im Busch tümmeln sich dutzende Kängurus und das ist nur die halbe Magie.

Im Cape Range Nationalpark kommen wir zum ersten Mal mit dem Ningaloo Reef in Berührung.

Great Barrier Reef war gestern. Ningaloo rockt! Du schnappst dir ein paar Flossen und ein Schnorchel und schwimmst ein paar Meter ins Meer und los geht’s. 

Bunte Fische in allen Formen und Farben, Korallen, Schildkröten, Rochen, Haie (die kleinen) und einige Schnorchler mit dicken Bäuchen warten auf dich. 

Im Cape Range Nationalpark gibt es einige kostenpflichtige Campingplätze, die allerdings keinen Schatten bieten. 

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Coral Bay

Über den Strand werde ich kein Wort verlieren, du kannst es dir mittlerweile sicher vorstellen. Besonders schön sind die Sanddünen: erstens sind sie die perfekte Loge für einen perfekten Sonnenuntergang und zweitens zeigen sie dir wie gut Marketing funktioniert – ich wollte unbedingt ein Jever haben. Es ist zwar nicht nordisch frisch hier, aber zumindest wird es nachts mittlerweile ein wenig kühler.

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Shark Bay

Um nach Shark Bay, besser gesagt Denahm, zu kommen musst du einen 150km Umweg in Kauf nehmen. Diese 150km können nicht besser investiert sein. Die Gegend um Shark Bay hat soviel zu bieten wie Las Vegas für Spielsüchtige und Denham ist ein idealer Ort um abzuspannen, runter zukommen und Wein an der Promenade zu trinken.

Für Sharkbay gilt in Bezug auf das Unterwasserleben das gleiche wie für den Cape Range Park oder Coral Bay. Außerdem kannst du hier Touren buchen um die Big Player zu sehen: Manta Rochen, Delfine und sogar Walhaie (zur rechten Zeit).

Rund um Shark Bay gibt es unzählige Buchten, einen Strand, der nur aus Muscheln besteht, die ersten Lebewesen der Welt, und so viele Offroad Tracks, dass dir das Wasser im Mund zusamenläuft.

Etwas außergewöhnliches wartet in Monkey Mia auf dich: Seit den 70er Jahren kommen täglich wilde Delfine an den Strand um gefüttert zu werden. Sie wissen genau wo und wann es etwas zu holen gibt. Das ganze ist natürlich mittlerweile eine Tourifalle, aber es ist trotzdem beeindruckend zu sehen wie zart und sachte die Delfine mit den Menschen interagieren.

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Kalbarri

Wenn du diese Strecke zwischen Broome und Perth unter die Räder nimmst, dann beobachte wie die Vegetation sich verändert. Im Norden ist es staubtrocken und im Outback findest du höchstens dornige und niedrige Buschgewächse.

Auf dem Weg nach Kalbarri wird es bunter und es mischen sich auch wieder Blumen und Bäume unter die Vegetation. Außerdem verändert sich das Klima, es wird kühler und windiger. Diese Unterschiede zu fühlen ist ein Hauptgrund mit dem Motorrad zu reisen und es geht nicht eindrücklicher als in Western Australia.

Kalbarri lockt mit 2 Nationalparks. Der erste ist im Landesinneren; ein Fluss hat über Tausende Jahre einen tiefen Canyon ins Land gegraben. Die Wanderung hinunter in den Canyon macht Spass und wenn du am Fluss ankommst und ungefähr 2km nach links gehst, immer dem Fluss entlang, wirst du tiefere Stellen finden. Hier wirst du zum Klippenspringer, denn die Abkühlung ist bitter nötig – hier ist es wieder richtig heiß!

Der zweite Nationalpark befindet sich an der Küste und schützt die Klippen. Australier sind witzig; was ich besonders witzig finde ist wie sie auf altes Zeug abfahren. Die weiße Zivilisation ist gerade einmal 200 Jahre alt, also gibt es nicht wirklich alte Sachen. Was bei uns maximal auf dem Flohmarkt landet bekommt hier einen eigenen Schrein.

Allerdings ist Australien ein sehr alter Kontinent und solltest du das Vergnügen haben einmal in Kalbarri an der Küste zu stehen dann mach dir bewusst, dass diese Klippen 480 Million Jahre alt sind!

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Was ist eigentlich dazwischen?

Es scheint, als ob eine Attraktion die nächste Jagd. Die Realität sieht anders aus. Es gibt nichts, nichts, nichts. Kein Verkehr, keine Berge, kein Meer, alles ist flach, du kannst die Erdkrümmung sehen. Es hat seinen Charme, besonders zu Beginn.

Für Abwechslung sorgen die Roadhouses, die dich alle paar hundert Kilometer mit Sprit, Abkühlung und menschlicher Interaktion versorgen.

Nervig sind die Buschfliegen; die armen Plagegeister sind von der Evolution mit einem Durst für Körperflüssigkeiten ausgestattet worden. Wasser gibt es hier kaum, ein schlauer Schachzug also. Allerdings strapazieren die Dinger deine Nerven, wie Migräne an einem Kindergeburtstag. Ich versuchte mit einer Turban Konstruktion soviele Körperöffnungen wie möglich unzugänglich zu machen; trotzdem habe ich einige unfreiwillig verspeist.

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Weg nach Perth

Die letzten Kilometer nach Perth bringen krasse landschaftliche Veränderungen mit sich: mehr Landwirtschaft, hohe Bäume, viel, viel grün. Weit vor den Toren Perths beginnt der Betondschungel. Die Straßen werden breiter, Verkehr, Abgase, Menschen in Anzügen, Frauen mit hochhackigen Schuhen.

So ein Roadtrip verändert dich. Von Darwin nach Perth haben wir ca 1 Monat gebraucht und davon 4 Tagen in Hostels geschlafen. Ansonsten hieß es jede Nacht Campen, mit Sternenhimmel und Einsamkeit.

Ich bin mir nicht sicher, ob ich mich in der Millionenmetropole Perth wohlfühlen werde.

Lust auf Australien? Fahr doch hin!

Der €€€ Report

 

 




  1. Mareike

    Hey Stefan,

    sehr schöner Bericht, der hat mich meinen eigenen Trip (rückwärts) von 2011 nochmal ordentlich Revue passieren lassen. Ein Licht- und Wärme/Hitzeblick bei den derzeitigen norddeutschen Temperaturen!!!
    Danke!
    Keep groovin‘
    Mareike

    • Stefan

      Hi Jörg,

      Interessanterweise tummeln sich die Krokodile vor allem in den Flüssen. Da gilt besondere Vorsicht. Am Meer werden sie allerdings schon auch gesichtet.

      Generell gilt, dass Anhöhen sicher sind. Auf dem Bild wo wir am Meer campen sind wir auf einer Klippe; Salties klettern hier nicht hoch (hat man uns versichert)

      An dem Strand mit den Schildkröten lag der Campingplatz hinter einer hohen Düne

      Grüße aus Darwin
      Stefan

  2. alois schegerer

    G-day mate,
    bin heute auf deine seite gestoßen,
    freut mich das es noch so „verrückte“ typen gibt, die sich ihren traum erfüllen!
    bin 87. von Deutschland über Indien nach Australien!
    89. dann Alaska-Feuerland, auf einer BMW r80gs paris-dakar!
    genieße jede sekunde!
    grüße aus Bayern
    alois

  3. David

    Moin,
    Ich verfolge deine Reiseberichte schon länger und finde sie sehr interessant.
    Es ist ebenfalls mein Traum mit dem Motorrad oder Auto nach Australien zu fahren.
    Da Du ja inzwischen wieder in Deutschland bist, kommt noch ein Reisebericht von Perth nach Sydney inkl. Verschiffung? Ich würde mich freuen :)

    • Stefan

      Hi David,

      stimmt, es fehlen tatsächlich Reiseberichte aus Australien.. Uuuups :)
      Ich versuche sie noch nachzureichen.

      Verschifft habe ich das Motorrad aus Sydney direkt zurück nach Frankfurt. Das hat circa 900€ gekostet und war völlig easy going. Dazu werde ich sicherlich noch einmal genaueres schreiben.

      Bis dahin
      viele Grüße
      Stefan

  4. Bernhard Blanz

    Hallo Stefan,

    bin gerade auf Deine Seite gestoßen, wow, tolle Bilder und frische Texte! Gefällt mir super.
    Bin selbst der Auto-Typ, so lange und abenteuerlich wie Du war ich noch nicht unterwegs.
    Bewahre Dir Deinen Mut und Abenteuerlust,
    beste Reisegrüße aus der Südpfalz
    Bernhard


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